Die Pränatal- und Geburtsprozessarbeit kann hilfreich sein in einem aktuellen Kontext bei Themen rund um die Geburt eines Kindes oder zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich Körpersymptome oder seelische Blockaden behindernd auf die Lebensqualität auswirken. Je nach Thema gestaltet sich das Setting etwas unterschiedlich.

 

Körperorientierte Prozessarbeit mit Erwachsenen
Die Pränatal- und Geburtsprozessarbeit geht davon aus, dass lange vor der Geburt, während der Schwangerschaft und vielleicht sogar schon vorher die ersten Prägungen stattfinden. Die Ahnen, das familiäre Umfeld, emotionale und körperliche Umstände während der Schwangerschaft und dann natürlich die Geburt und der Geburtsverlauf selbst prägen unser Leben stark. Die daraus gewachsenen Verhaltensmuster sind so selbstverständlich geworden, dass wir es uns gar nicht anders vorstellen können. Waren diese ersten Erfahrungen belastend, kann sich das in blockierenden Lebensmustern zeigen: Schwierigkeiten bei Entscheidungsprozessen, Beziehungsthemen, Ambivalenz dem Leben gegenüber, ...

Da das Umfeld in einem Geburtsprozess von wichtiger Bedeutung ist, wird immer ein „Feld“ kreiert, entweder durch symbolische Darstellung oder durch das Dabeisein einer kleinen Gruppe.

Diese Prozessarbeit bezieht die Orientierung im Hier und Jetzt mit ein. „Der innere Beobachter“ ist ein hilfreicher Begleiter.

Die Arbeit richtet sich an erwachsene Menschen, die den Wunsch verspüren, mehr ins Leben, in die Lebensfreude und in den Lebensfluss zu kommen.

 

Begleitung bei der Verarbeitung eines schwierigen Geburtsverlaufs bei einem eigenen Kind
Nach einem schwierigen Geburtserlebnis ist es sinnvoll, mit dem Neugeborenen und den Eltern die Geburt zu verarbeiten. Es kann sein, dass durch bestimmte notwendige Interventionen der Kontakt von Baby und Mutter unterbrochen wurde, was ein sicheres „Bonding“ (die sensible Phase im Bindungsgeschehen direkt nach der Geburt) erschwert. Die erlebten Strapazen drückt das Baby vielleicht durch sehr intensives Schreien oder durch auffälliges Ruhigsein aus. Dies kann bei den Eltern wiederum zu grosser Verunsicherung führen. Das Stresspotential steigt und ein schwieriger Kreislauf beginnt. Die Ordnung ist gestört und alles ist anders, als man es erwartet hat. Die Regulationsfähigkeit der nahen Bezugspersonen ist entscheidend wichtig für die Selbstregulation des Babys. Die Pränatal- und Geburtsprozessarbeit unterstützt die Eltern und das Baby dabei und macht so ein sicheres Ankommen in der Welt möglich.

Es kann sein, dass eine komplikationsreiche Schwangerschaft und Geburt erst wieder ein Thema wird, wenn die Entscheidung für ein weiteres Kind ansteht. Dann wird die Bearbeitung der ersten Geburt wegbereitend für eine allfällige zweite Schwangerschaft. Die Verarbeitung kann dabei auch in eine Vorbereitungsarbeit übergehen. Manchmal stehen Arztbesuche bevor, die genaue Vorbereitung und vielleicht auch Begleitung brauchen.

 

Begleitung von Kindern
Schlafstörungen, Schulprobleme, Beziehungsthemen, Leistungsstress oder Körpersymptome können Hinweise auf nicht verarbeitete Themen aus der allerersten Lebensphase sein. Kinder zeigen im Spiel, was sie beschäftigt. Zusammen mit Informationen über Schwangerschaft und Geburt kann erahnt werden, wie sich in der pränatalen Phase oder während der Geburt Blockaden im Nervensystem aufgebaut haben.

Die Geschichte und der Schmerz, die sich durch die Körpersprache, im Spiel, bei Babys in der Art des Weinens oder durch Gesten ausdrücken, wollen gesehen und anerkannt werden. Das ist der Weg, sie loslassen zu können. Die kreative Kraft, die uns Menschen innewohnt, ermöglicht eine neue verkörperte Erfahrung.

 

Weiterführende Literatur
Jaap van der Wal: Menschwerdung als Geste
Thomas Harms: Emotionale Erste Hilfe

Weitere Informationen
Dominique Dégranges: www.energiearbeit.ch